Auch wenn inzwischen weithin akzeptiert wird, dass das chronischer Stress zu anhaltenden chronischen Schmerzen beiträgt, ist noch nicht vollständig verstanden, wie genau und welche Mechanismen Schmerzen beeinflussen. Stress ist ein Faktor, der bei der Rehabilitation und Behandlung von Schmerzbildern oft nur nachrangig berücksichtigt wird.
Dieser Artikel beschreibt die Bedeutung der physiologischen Reaktionen auf Stress und ihre Auswirkung auf chronischen Schmerz.Jede Angst oder bedrohlich empfundene Situation führt zu einer Ausschüttung von Hormonen in die Blutbahn (zum Beispiel Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol), was ursprünglich für das Überleben der Situation hilfreich ist. Diese Hormone haben unterschiedliche Effekte, unterm anderen auch die Modulation von Entzündung-Prozessen und des angstbezogenen Gedächtnisses (um auch zukünftig Bedrohungen zu überleben und Gefahren zu vermeiden).
Diese Reaktionen werden als hilfreiche initiale Anpassung gesehen, aber Fehlanpassungen an Stressoren (zum Beispiel Katastrophisieren, überschießende Angst und Hilflosigkeit) können die Cortisolproduktion so verstärken, dass diese zu einer gesteigerten Stressreaktion führt. Diese gesteigerte Stressreaktion resultiert in fehlgesteuerter Hormonausschüttung, ausgedehnter Entzündungsaktivität im Gewebe und Schmerz.
Auch wenn Stress grundsätzlich im Leben unvermeidlich ist, sind Menschen in der Lage, ihre Wahrnehmung von Stress und Reaktionsweise auf stressvolle Situationen zu bearbeiten und zu verändern. Setzt man voraus, dass die gleichen Mechanismen bei schmerzbezogenen Stress und nicht schmerzbezogenen Stress wirksam sind, sollten Kliniker bei der Behandlung von Schmerzpatienten Stress-Management als einen wichtigen Faktor zur Verhinderung von chronischer funktioneller Einschränkung/Schmerzen integrieren und Betroffenen mit chronischen muskuloskelletalen Schmerzen zu eine besseren Lebensqualität zu verhelfen.