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Rücken gerade beim Heben! – Wirklich ein guter Rat?

Ich arbeite als Physiotherapeutin für “Active Plus” in Auckland, Neuseeland, wo ich mit arbeitsplatzbezogenem Training für körperliche/manuelle Tätigkeiten und entsprechenden Rehabilitationsprogrammen befasst bin, um Patienten nach Verletzungen bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz zu helfen. Dies wird durch meine Forschungsarbeit an der Auckland University of Technology ergänzt, wo ich die Biomechanik der Lendenwirbelsäule und den Einfluss der Haltung auf das Heben untersuche.

In allen beruflichen und therapeutischen Bereichen hört man den ergonomischen Rat, den Rücken beim Heben gerade zu halten. Ironischerweise gibt es kaum wissenschaftliche Daten dazu und nur wenige Studien haben sich mit funktionellem Heben befasst. Noch schlimmer: Ergonomische Interventionen haben sich als wirkungslos bezüglich der Reduktion des Auftretens von Rückenschmerzen erwiesen (wie kürzlich hier veröffentlicht).

Meine Forschungstätigkeit untersuchte den Einfluss der Haltung der Lendenwirbelsäule auf die Muskelaktivierung und Kraftentwicklung beim Anheben von Lasten unter Knieniveau bei gesunden Probanden zwischen 18-35 Jahren.

Wir fanden im Widerspruch zur verbreiteten Meinung heraus, dass eine vollständig gebeugte Wirbelsäule mehr Kraftentwicklung erlaubte als eine gestreckte Wirbelsäule, und das dabei die Muskulatur am geringsten beansprucht wird. Das erklärt, warum viele Menschen mit rundem Rücken heben: weil es aufgrund geringeren Muskeleinsatzes sehr energieeffizient ist. Dagegen ist das „gerade“ Heben sehr energieintensiv und man kann weniger stark anheben.

Die Schlüsselbotschaft aus dieser Forschung lautet, dass wir unseren Klienten erklären, dass das Rundmachen des Rückens beim Heben unter Knieniveau nicht nur notwendig, sondern normal und unvermeidbar ist. Versuche, den Rücken beim Heben besonders gerade zu halten sind kraftvergeudent und nutzlos.

Der nächste Schritt unserer Forschung soll die Untersuchung von Menschen mit andauernden Rückenschmerzen bei den identischen Hebe-Aufgaben sein. Ich freue mich, auch in Zukunft neue Erkenntnisse zu teilen.

(Ich möchte mich bei Grant Mawston und Mark Boocock bedanken, die zu diesem Forschungsprojekt erheblich beigetragen haben)

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