In dieser Studie wurden Schauspieler in der Simulation von unspezifischen Rückenschmerzen geschult. Die teilnehmenden Physiotherapeuten wurden vorab gefragt, wie sie zur klinischen Einschätzung des Patienten im Sinne von klinischen Patienten-Vignetten kommen. Sie wurden vorab informiert, dass sie zu einem unbekannten späteren Zeitpunkt ohne Vorinformation einen Behandlungstermin mit einem Schauspieler haben würden. Diese „Schein“-Patienten suchten Physiotherapeuten auf, um diejenigen Empfehlungen zu sammeln, die sie von den Physiotherapeuten bezüglich der Bewältigung ihrer massiv behindernden Rückenschmerzen erhielten. Diese Empfehlungen wichen sehr deutlich von den zuvor angekündigten, auf klinischen Vignetten gestützten Vorgehen bei solchen Patienten ab. Diese Diskrepanz zeigt die fehlende Eignung solcher Vignetten bezüglich der Überprüfung klinischen Verhaltens.
Zusammengefasst zeigt die Studie, dass sich Physiotherapeuten nicht an die Maßgaben halten, die sie selbst bezüglich der Behandlung von Rückenschmerzpatienten postulieren.
Emanuel Brunner ist ein Doktorand an der Universität Leuven in Belgien unter der Supervision von Professor Michel Probst und Professor Wim Dankaerts. Das Forschungsprojekt wird an der Universität für angewandte Wissenschaften durchgeführt. Zusätzlich arbeitet Emanuel Brunner praktisch-klinisch im Kantonsspital Winterthur in der Behandlung komplex chronifizierter Schmerzpatienten.